Im Herbst 2013 fuhr ich mich mit meiner Frau und unseren beiden Hunden auf die Postalm im Salzburger Land. Nach dem Verkauf meiner Firmenanteile und etlichen Reisen in die Metropolen der Welt wollten wir im Urlaub Ruhe tanken.

 

Josis Selbstversorgerhütte war groß, eingerichtet mit dem, was man braucht, sauber und heimelig. Der elektrische Strom von der Solaranlage reichte lediglich für die Beleuchtung der Räume, ein Durchlauferhitzer, gespeist mit Gasflaschen, wärmte das Dusch- und Spülwasser an. Geheizt wurde mit Holz.

 

Die Landschaft war atemberaubend, das Wetter überraschend schön, die Menschen gastfreundlich und kontaktfreudig.

 

Eines Abends, es war der 1. November 2013, saßen meine Frau und ich in geselliger Runde mit vier Leuten von der Postalm in unserer Lieblingswirtschaft. Es war der letzte Öffnungstag der Schnitzhofer Hütte vor dem nächsten Frühjahr. Meine Frau sagte zur Bedienung: »Katrin, was sollen wir morgen nur essen? Ihr habt ja geschlossen.«

 

Darauf meinte Lukas, der Jäger: »Ich habe ein zerlegtes Reh im Jagdhaus.«

 

Ich kaufte es, um es für die Anwesenden in unserer Hütte zuzubereiten. Die beiden älteren Damen, Annie und Marianne, erklärten sich bereit, Blaukraut zu kochen. Katrin wollte die Semmelknödel beisteuern. Gesagt, getan.

 

Am nächsten Abend aßen wir bei uns, Josi hatten wir natürlich auch eingeladen.

Zu fortgeschrittener Stunde wurde ich gefragt, was ich denn in meinem Leben noch so machen wolle.

 

Wie aus der Pistole geschossen antwortete ich: »Ein Buch schreiben und veröffentlichen! Wollte ich schon immer tun.«

Das war das Stichwort. Gemeinsam spannen wir Netze aus Verbrechen, Bösewichten und witzigen Situationen. Es war ein großartiges Erlebnis.

 

Im April 2014 waren wir wieder zu Gast in Josis Hütte. Bei einem Spaziergang auf der Alm trafen wir Marianne.

 

»Na, wie weit ist dein Buch?«, fragte sie mich wie selbstverständlich.

 

Ich war beschämt, hatte keinen einzigen Gedanken mehr daran verschwendet.

Am selben Abend machte ich mich ans Werk. Dreimal habe ich den Anfang neu geschrieben, Personen hinzugefügt oder herausgenommen, stundenlang vor der Hütte in meinen kleinen Apple Computer getippt. Nach drei Wochen hatte ich die ersten hundertfünfzig Seiten beisammen.

 

Zuhause angekommen versuchte ich, meinen Schreibfluss zurückzufinden. Aus, nichts ging mehr, ich war verzweifelt. 

 

So buchte ich wieder einen Urlaub bei Josi.

 

Inzwischen waren wir oft auf der Postalm. Das Buch und sieben weitere sind fertig und veröffentlicht. 

 

Die Herzlichkeit, mit der wir jedes Mal aufgenommen wurden, die Almluft und nicht zuletzt die Stille haben die Geschichten erst möglich gemacht. Auch wenn sie nur wenig mit ihren Anfängen beim Essen gemein haben, hat jener Abend den Grundstein gelegt.